Das psychische Trauma, Traumatherapie

Ein seelisches Trauma ist eine Reaktion auf ein Ereignis mit einem außergewöhnlichen Ausmaß an Bedrohung oder Belastung, das bei fast jedem Menschen zu einem Stress- und Schockzustand führt. Die üblichen Verarbeitungsmechanismen wie Flucht, Kampf oder Aggression versagen.

Zu den hochprozentig traumatischen Ereignissen zählen: sexuelle Gewalt, physische Gewalt, seelische, manipulative Gewalt, autoritärer, aggressiver, manipulativer Erziehungsstil, (vorübergehender) Verlust der Bezugsperson, Tod/ Suizid des eigenen Kindes, Tod/ Suizid eines geliebten Menschen, Unfälle, schwere Geburten, schwere Operationen, schwere Krankheiten, Krankenhausaufenthalte im Kindes- und Jugendalter, Mobbing in der Schule, Mobbing am Arbeitsplatz, Naturkatastrophen.. Folter und Krieg.

Die dabei auftretenden Gefühle wie Schmerz, Angst, Todesangst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Ausgeliefert sein, werden im Sinne eines Überlebensmechanismus abgespalten (Dissoziation) und in der Zeit eingefroren und beeinflussen und prägen vom Unbewussten her negativ die Beziehung zu uns selbst und zu anderen. Ebenso kann die traumatische Situation selbst oder Teile davon abgespalten werden und so dem Bewusstsein nicht mehr zugänglich sein.

Weitere Traumafolgen: Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Lernstörungen, innere Stimmen, Intrusionen (Flash backs, Erinnerungen und Bilder, die plötzlich einschießen und die mit dem Trauma verknüpft sind), Gedächtnis-Zugang zu normalen Ereignissen in der Biographie kann unmöglich sein, Gefühl des Zeitverlustes im Alltag…

Nicht jeder erholt sich von einem aggressiven Erziehungsstil, von einem Mobbing oder von jahrelangen Manipulationen in der Partnerschaft, von einer schweren Operation, von sexueller Gewalt, vom Verlust eines geliebten Menschen oder von einem anderen schweren Schicksalsschlag.

Frodo aus dem Film: Herr der Ringe: „Wie knüpft man an an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz, der zu tief sitzt und einen fest umklammert.“

Für den traumatisierten Mensch gilt: Die Vergangenheit existiert nicht mehr, die Gegenwart ist nicht aushaltbar, die Zukunft nicht vorstellbar (L. Tutsch). Desto rascher der traumatisierte Mensch Hilfe bekommt, desto rascher kann er sich erholen.

Ein Trauma gilt als integriert, wenn

  • das Trauma erinnerbar ist

  • die Tragweite des Traumas erkennbar ist

  • die zum Trauma passende Aggression fühlbar (DD Ohnmacht) ist

  • das Mitgefühl zu sich selbst entstanden ist

  • die Trauer über das Passierte möglich ist und Trost entstanden ist

  • die Stellungnahme zum Passierten möglich ist

  • es neben dem Trauma auch mich wieder in meiner Gesamtheit gibt

  • neues Leben – trotz des Traumas – wieder möglich ist